Frankreich und Deutschland

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Politische Beziehungen

Der am 22. Januar 1963 vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichnete Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit (der sogenannte deutsch-französische Freundschaftsvertrag oder „Élysée-Vertrag“) bildet das Fundament der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. Mit ihm wurde eine breit angelegte, systematische Abstimmung mittels regelmäßiger Treffen auf allen Ebenen eingeführt, durch die in den beiden Ländern ein „deutsch-französischer Reflex“ verankert werden konnte.

In Anknüpfung an dieses ersten Vertrag unterzeichneten der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am 22. Januar 2019 den Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration, den sogenannten „Vertrag von Aachen“. Er zielt darauf ab, die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland in einem europäischen Rahmen zu stärken und aktuellen Herausforderungen Rechnung zu tragen. Der Vertrag enthält eine Liste prioritärer Vorhaben, die am 31. Mai 2021 weiter ergänzt wurde. Durch diesen Vertrag konnten beispielsweise der deutsch-französische Ausschuss für grenzüberschreitende Zusammenarbeit (AGZ) und der Deutsch-Französische Bürgerfonds eingerichtet werden.

Der im Jahr 2003 gegründete Deutsch-Französische Ministerrat (DFMR) tritt alljährlich abwechselnd in Frankreich und Deutschland zusammen. Im Jahr 2024 fand der DFMR am 28. Mai in Deutschland statt, im Anschluss an den Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten zwischen dem 26. und 28. Mai. Dieser erste Staatsbesuch seit dem Besuch von Staatspräsident Jacques Chirac im Jahr 2000 ist umso symbolträchtiger, als er zeitgleich mit den Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen des deutschen Grundgesetzes stattfand.

Im Übrigen fand am 9. und 10. Oktober 2023 in Hamburg die erste deutsch-französische „Kabinettsklausur“ statt. Dieses neue Format, das an die Kabinettsklausur der Bundesregierung nach der Sommerpause angelehnt ist, ermöglicht es den französischen und deutschen Ministerinnen und Ministern, sich in einem informellen Rahmen über zahlreiche Themen auszutauschen und informellere Beziehungen zu ihren Amtskolleginnen und Amtskollegen aufzubauen.

Zudem wurde die deutsch-französische parlamentarische Zusammenarbeit mit der Einrichtung im März 2019 der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung (bestehend aus 50 französischen und 50 deutschen Abgeordneten) gestärkt. Diese Versammlung soll zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen der französischen Assemblée nationale und dem deutschen Bundestag beitragen.

Französische Präsenz

Französische Generalkonsulate: Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München, Saarbrücken, Stuttgart
Französische Gemeinschaft in Deutschland: 93 750 in den Konsularregistern eingetragene französische Staatsangehörige in Deutschland (2023)
Deutsche Gemeinschaft in Frankreich 86 751 in Frankreich wohnhafte deutsche Staatsbürger

Besuche

Besuche der jüngeren Vergangenheit:

  • Abschiedsessen für den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz auf Einladung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron (30. April 2025)
  • Teilnahme des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz am Gipfeltreffen der „Koalition der Willigen“ in Paris zur Gewährleistung von Sicherheitsgarantien für die Ukraine (27. März 2025)
  • Besuch des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron in Berlin zu Gesprächen mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz über die Tagung des Europäischen Rates am 20. und 21. März und die Ukraine-Hilfen (18. März 2025)
  • Besuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz in Paris, auf Einladung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron anlässlich des 62. Jahrestags der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags und des sechsten Jahrestages des Vertrags von Aachen (22. Januar 2025)
  • Besuch der Ministerpräsidentin des Saarlands, Präsidentin des Bundesrats und Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen, Anke Rehlinger, anlässlich des 62. Jahrestags der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags und des sechsten Jahrestages des Vertrags von Aachen (22. Januar 2025)
  • Besuch des beigeordneten Ministers für Europa Benjamin Haddad in Aachen, anlässlich des sechsten Jahrestages der Unterzeichnung des Vertrags von Aachen (20. Januar 2025)
  • Teilnahme des beigeordneten Ministers für Europa Benjamin Haddad am Ausschuss für grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Saarbrücken (21. Oktober 2024)
  • Teilnahme des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron am Berlin Global Dialogue und Gespräche mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (2. Oktober 2024)
  • Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auf Einladung des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (26. bis 28. Mai 2024)
  • Rede des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron vor dem Deutschen Bundestag in Berlin zum Gedenken an den ehemaligen Bundestagspräsidenten und deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble (22. Januar 2024)

Wirtschaftsbeziehungen

Im Jahr 2023 war Deutschland nach wie vor mit Abstand Frankreichs wichtigster Handelspartner. Dennoch verzeichnete der deutsch-französische Handel 2024 einen Rückgang in der gleichen Größenordnung wie der französische Handel mit der EU (-5 %). Nichtsdestotrotz ist Deutschland nach wie vor Frankreichs wichtigster Kunde und wichtigster Lieferant und macht 13,2 % der gesamten französischen Ausfuhren aus. Insbesondere in der Industrie ist Deutschland der wichtigste Partner zahlreicher französischer Industriezweige (Verkehr, Maschinen, chemische Erzeugnisse, Kosmetika, Metallurgie usw.).

Frankreich seinerseits behauptet sich seit 2017 als viertgrößter Wirtschaftspartner Deutschlands, hinter China, den USA und den Niederlanden. Der deutsch-französische Handel machte 2023 6,4 Prozent des gesamten deutschen Handels aus. Frankreich ist der sechstgrößte Lieferant Deutschlands (5,1 % der deutschen Einfuhren im Jahr 2024) und sein zweitgrößter Kunde (7,5 % der deutschen Ausfuhren im Jahr 2024).

Die deutsche und die französische Wirtschaft sind auch durch ein hohes Niveau an Kreuzinvestitionen gekennzeichnet, wobei Frankreich der achtgrößte Investor in Deutschland (61 Mrd. Euro Bestand) und Deutschland der drittgrößte Investor in Frankreich (112 Mrd. Euro Bestand Ende 2023) ist.

Nach Angaben von Business France gehörte Frankreich 2022 zu den fünf ausländischen Investoren, die die meisten Arbeitsplätze in Deutschland schaffen (neben der Schweiz, den USA, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich).

Nach den Angaben der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer (AHK) beschäftigen rund 2500 französischen Unternehmen etwa 330 000 Personen in Deutschland. Umgekehrt waren in Frankreich 3 000 von deutschen Investoren gesteuerte Unternehmen mit insgesamt 325 000 Beschäftigten ansässig. Unter den 25 wichtigsten ausländischen Konzernen in Frankreich befinden sich sechs deutsche (Allianz, HeidelbergCement, Mercedes-Benz-Group, SAP, Sartorius, Volkswagen AG).

Im Jahr 2024 initiierte Deutschland nach Angaben von Business France 232 Investitionsprojekte in Frankreich, was es auf den ersten Platz der europäischen Investitionen bringt, mit 14 % der gesamten ausländischen Investitionsentscheidungen in Frankreich in selbem Jahr. Die deutschen Investitionen trugen zur Schaffung oder Sicherung von 4 500 Arbeitsplätzen bei und machten etwa 12 % der Arbeitsplätze im Zusammenhang mit Auslandsinvestition 2024 in Frankreich aus. Die deutschen Investitionen betreffen vor allem Produktionsaktivitäten – gefolgt von Verkaufsstellen und Unternehmensdienstleistungen.

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Im Einklang mit dem Élysée-Vertrag bestimmt Deutschland einen Bevollmächtigten für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen, der für die Organisation der bilateralen Beziehungen im Bildungs- und Kulturbereich verantwortlich zeichnet. Dieses Amt übernimmt turnusmäßig der Ministerpräsident oder die Ministerpräsidentin eines Bundeslandes, der oder die vom Bundeskanzler auf Vorschlag der Ministerpräsidentenkonferenz für vier Jahre bestimmt wird. Seit dem 1. Januar 2023 hat die Ministerpräsidentin des Saarlands, Anke Rehlinger, dieses Amt inne.

Die intensive kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland basiert auf einem dichten Netzwerk von Institutionen, darunter:

  • das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), dank dem seit 1963 über 9,5 Millionen junge Franzosen und Deutsche an 320 000 Austauschprogrammen teilnehmen konnten;
  • die Deutsch-Französische Hochschule, die 1997 gegründet wurde und sich aus einem Netzwerk von Hochschulen zusammensetzt, die 2024 6 100 Studierenden 196 integrierte Studiengänge mit binationalem Abschluss anbot;
  • ARTE, deutsch-französischer Kultursender mit europäischer Ausrichtung, gegründet 1991; Arte verfügt außerdem über eine Online-Plattform, die verschiedenste audiovisuelle Inhalte anbietet und nunmehr in sechs Sprachen verfügbar ist (Französisch, Deutsch, Polnisch, Italienisch und Spanisch);
  • der Deutsch-Französische Kulturrat (1988), der beide Regierungen in wichtigen bilateralen und europäischen Kulturfragen berät.

Es gibt in Deutschland verschiedene französische und deutsch-französische kulturelle, schulische, wissenschaftliche und technische Einrichtungen:

  • ein Institut français d‘Allemagne mit elf Standorten (neben Berlin)
  • fünf spezialisierte Referate in Berlin (Literatur, Film, Theater und Tanz, Musik und darstellende Kunst)
  • elf binationale Einrichtungen (deutsch-französische Kulturzentren und Außenstellen)
  • ein Forschungszentrum für Geschichte (Institut français d’histoire en Allemagne, IFHA) in Frankfurt
  • ein wissenschaftlich-technischer Dienst in Berlin
  • ein französisches Forschungsinstitut im Ausland
  • 15 Bildungseinrichtungen, die zum Netzwerk der Französischen Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (AEFE) gehören, und drei deutsch-französische Gymnasien in Deutschland (Freiburg, Saarbrücken, Hamburg), zusätzlich zu Buc und Straßburg in Frankreich.

Die deutsch-französische Zusammenarbeit wird zudem m Rahmen der Umsetzung des Vertrags von Aachen durch die Schaffung von vier integrierten Deutsch-Französischen Kulturinstituten (Rio de Janeiro, Palermo, Erbil, Bischkek) sowie die räumliche Zusammenlegung mehrerer französischer und deutscher Institute (z. B. Cordoba, Atlanta, Glasgow, Ramallah) konkretisiert.

Weitere Formen der Zusammenarbeit

Es gibt auf deutsch-französischer Ebene verschiedene Gremien der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, darunter der Ausschuss für grenzüberschreitende Zusammenarbeit (AGZ) und die Oberrheingremien (Oberrheinkonferenz und Regierungskommission Oberrhein), wobei letztere auch die Schweiz einbeziehen.

Durch die Gründung des AGZ am 22. Januar 2020 im Rahmen des Vertrags von Aachen konnte die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gestärkt werden. Der AGZ verfügt über ein gemeinsames Sekretariat in Kehl (Baden-Württemberg). Unter Vorsitz der beiden Europaminister, die ebenfalls als Beauftragte für die deutsch-französische Zusammenarbeit fungieren, setzt sich der Ausschuss für die Behebung grenzüberschreitender Hindernisse ein. So unterstütze er die Neubelebung der grenzüberschreitenden Berufsausbildung (Abkommen von Lauterbourg vom 21. Juli 2023), trug zur Abschaffung der Doppelbesteuerung von Entgeltersatzleistungen für Grenzgänger bei und warb für die Einführung einer grenzüberschreitenden Dimension in den Folgeabschätzungen französischer und deutscher Gesetzesentwürfe.

Stand: Mai 2025